Ohnmacht, Ärger und Wut verstehen und verändern
Margit Dechel, Bewusste Eltern
Vortrag

Wenn Eltern im Erziehungsalltag an ihre Grenzen geraten, dann reagieren sie häufig mit Ärger und Wut. Sie fühlen sich ohnmächtig und verhalten sich in einem familiären Konflikt anders, als sie es gerne möchten. Die Familienberaterin Margit Dechel zeigt auf, wie Wut im Körper entsteht und welche Faktoren die rasche Entwicklung von Ärger begünstigen. Zudem gibt sie konkrete Beispiele zu so genannten „Notfall-Maßnahmen“, die in einer Wutsituation angewandt werden können und zur Entspannung der Lage beitragen.

Margit Dechel

Margit Dechel ist diplomierte Familienberaterin, Expertin für die Lösung familiärer Konflikte und Inhaberin von Bewusste Eltern e.U.. Sie hilft Eltern, mit den Herausforderungen und Problemen des Alltags besser umzugehen und dadurch mehr Freude am Eltern-Sein zu erlangen. Sie bietet unterschiedliche Workshop-Programme zum Thema sowie Einzel- als auch Paarberatungen an.

Begriffe im Vortrag
Limbisches System
Darunter versteht man einen Teil des Gehirns, den alle Säugetiere besitzen. Er setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen, beispielsweise der Amygdala und dem Hippocampus. Im limbischen System sind die menschlichen Emotionen wie Wut, Liebe oder Trauer verankert, außerdem ist es verantwortlich für Erinnerung und Lernen. Triebhaftes Verhalten wird ebenfalls vom limbischen System aus gesteuert. .
Präfrontaler Cortex
Ist ein weiterer wichtiger Bestandteil des menschlichen Gehirns. Er sitzt im Frontallappen im Bereich der Großhirnrinde und zeichnet dort für Entscheidungen verantwortlich. Im präfrontalen Cortex werden gewissermaßen die Reaktionen des limbischen Systems verarbeitet. Er steht für Kontrolle, Vernunft und Organisation.
Amygdala
Die Amygdala spielt eine wichtige Rolle bei der emotionalen Bewertung und Wiedererkennung von Situationen sowie der Analyse möglicher Gefahren. Sie verarbeitet externe Impulse und leitet die vegetativen Reaktionen dazu ein.
Sympathikus & Parasympathikus
Zwei wichtige Gegenspieler, die im vegetativen Nervensystem des Menschen verankert sind. Der Sympathikus programmiert den Körper auf Kampf oder Flucht, er mobilisiert die körpereigenen Energiereserven und steuert körperliche Funktionen, die den Flucht- oder Kampfimpuls unterstützen. Er sorgt beispielsweise dafür, dass sich die Herzfrequenz erhöht, die Atmung schneller wird, die Verdauung sowie der Speichelfluss gehemmt werden. Der Sympathikus wird aktiviert bei Wut, Ärger und ähnlichen Emotionen. Der Parasympathikus bildet ein wichtiges Gegengewicht. Er steht für Ruhe, Entspannung und Regeneration. Wird er aktiviert, bringt er den Körper von einem Erregungszustand in einen Zustand der Entspannung. Er verlangsamt die Herzfrequenz, die Atmung und die Verdauung.
Faktoren, die Wut begünstigen
Überforderung, Bedrohung, das Gefühl der Benachteiligung sowie überhöhte Erwartungen, Selbstkritik und Gefühle der Ohnmacht. Als Verstärker für Wut kommen ebenfalls Ängste und hohe Ansprüche an sich selbst in Frage. Wut wird außerdem begünstigt, wenn Eltern dem Kind böse Absichten unterstellen, das Kind für die eigenen Gefühle verantwortlich machen und das Handeln oder Nicht-Handeln des Kindes als persönlichen Angriff werten.
Maßnahmen für den Notfall
Es gibt unterschiedliche Methoden, die dabei helfen können, in einer angespannten (Wut-)Situation zu mehr Ruhe und Kontrolle zu gelangen. Wenn möglich, sollten Eltern den Raum/die Situation verlassen oder eine warme Dusche nehmen. Das Aufzählen von Zahlen in willkürlicher Reihenfolge ist ebenso empfehlenswert wie das Abspielen des Lieblingsliedes, tiefes Ein- und Ausatmen sowie Bewegung jeglicher Art (Hüpfen, Turnen, Tanzen).