Das Wochenbett - Begleitet durch die Hebamme, ja klar!
Johanna Sengschmid & Lena Koppelent
Vortrag

Johanna Sengschmid und Lena Koppelent erläutern die vielfältigen Aufgaben, die der Hebammenberuf umfasst, und betonen zudem die Wichtigkeit der Wochenbettbetreuung durch eine Hebamme als vertraute und kompetente Bezugsperson. Bereits im Rahmen der kostenlosen Mutter-Kind-Pass Hebammensprechstunde können sich werdende Mütter über das Angebot der Hebamme informieren. Die Leistungen reichen üblicherweise von Betreuung in der Schwangerschaft und Geburtsvorbereitung, über Begleitung bei der Geburt bis hin zur intensiven Nachbetreuung im Wochenbett.

Johanna Sengschmid & Lena Koppelent

Johanna Sengschmid ist Wahlhebamme sowie Vorstandsmitglied des Österreichischen Hebammengremiums. Sie arbeitet seit 40 Jahren im Hebammenberuf und ist Mitproduzentin des Films „Die Kraft in mir“. Lena Koppelent ist als Hebamme mit Kassenvertrag und Kinesiologin in Wien tätig.

Begriffe im Vortrag
Kassenhebamme & Wahlhebamme
Kassenhebammen verfügen über einen Vertrag mit der jeweiligen Krankenkasse. Das heißt, sie rechnen die Kosten für ihre Leistung direkt mit dem Versicherungsträger ab, die Eltern müssen nur für jene Leistungen aufkommen, die nicht im Kassenvertrag enthalten sind (z.B. Geburtsvorbereitung, Rückbildungsgymnastik). Wahlhebammen sind hingegen frei praktizierende Hebammen. Sie setzen ihr Honorar selbstständig fest und müssen von den Eltern privat bezahlt werden. Für jene Leistungen, die im Kassentarif vorgesehen sind, können Eltern eine Rückerstattung bei der Krankenkasse einfordern, erstattet werden 80% des festgelegten Hebammentarifs. Für 2016 wies die Statistik 2.137 Hebammen in Österreich aus. Davon waren 555 Hebammen ausschließlich in Spitälern, 410 ausschließlich in privater Praxis und 1.172 sowohl privat als auch in Krankenhäusern tätig.
Mutter-Kind-Pass Hebammenberatung
Seit November 2013 gibt es im Rahmen der Mutter-Kind-Pass Vorsorge eine kostenlose Beratungseinheit bei einer Hebamme. Diese Sprechstunde kann von werdenden Müttern zwischen der 18. und 22. Schwangerschaftswoche in Anspruch genommen werden. Sie bietet die Möglichkeit einer ersten Kontaktaufnahme sowie zur Beratung rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett.
Ambulante Geburt
Diese Art der Geburt sieht vor, dass das Baby zwar im Krankenhaus entbunden wird, die Familie aber wenige Stunden nach der Geburt wieder nach Hause geht. Es empfiehlt sich für die Nachbetreuung in den eigenen vier Wänden, rechtzeitig eine Hebamme sowie einen Kinderarzt/eine Kinderärztin (Mutter-Kind-Pass Untersuchungen) zu organisieren. Hebammen helfen bereits während der Schwangerschaft bei der Planung der ambulanten Geburt mit anschließendem Wochenbett.
Hausgeburt
Wie der Name schon sagt, findet eine Hausgeburt in der Wohnung beziehungsweise im Haus der Schwangeren statt. Sie verlässt die eigenen vier Wände nicht für die Entbindung des Kindes, medizinisches Personal ist ebenso nicht anwesend. Eine Hausgeburt wird von einer Hausgeburtshebamme betreut. Sie sorgt vor der Geburt auch dafür, dass die Eltern und das Heim ausreichend vorbereitet sind und alle Vorbereitungen getroffen wurden. Eine Hausgeburt kann nur unter bestimmten Voraussetzungen stattfinden.
Wochenbett
Wenn die Geburt vorüber ist, beginnt die Zeit nach der Entbindung, die gemeinhin als Wochenbett bekannt ist. Diese Phase dauert etwa sechs bis acht Wochen. Mutter und Kind sollen sich von den Strapazen der Geburt erholen, die frisch gebackene Familie lernt sich in dieser Zeit kennen. Die Betreuung im Wochenbett übernimmt üblicherweise die Hebamme, sie absolviert zu Beginn einen Hausbesuch täglich, später werden die Abstände zwischen den Besuchen größer. Die Hebamme kontrolliert die Rückbildung der Gebärmutter, den Wochenfluss und das Stillen/Füttern. Außerdem beobachtet sie die Entwicklung des Neugeborenen, z.B. das Trinkverhalten und die Gewichtszunahme.
Rückbildung
In erster Linie versteht man darunter die Rückbildung der Gebärmutter. Sie dehnt sich im Laufe der Schwangerschaft von etwa 7cm auf eine Größe von zwei kleinen Fußbällen aus, um das ungeborene Baby ausreichend schützen zu können. Nach der Geburt bildet sich die Gebärmutter wieder auf ihre normale Größe zurück. Die Hebamme kontrolliert die Rückbildung bei ihren täglichen Besuchen im Wochenbett. Unterstützende Maßnahmen sind eine spezielle Bauchmassage sowie sanfte Übungen aus der Rückbildungsgymnastik.
Post-Operative Versorgung
Aufgrund der steigenden Kaiserschnittraten zählt die Versorgung von post-operativen Wunden/Narben immer häufiger zu den Aufgaben einer Hebamme. Sie kontrolliert die Wundheilung der Kaiserschnittnarbe und unterstützt bei der Wundpflege (z.B. nach einem Dammschnitt oder Labienriss).
Baby-Blues
Hierbei handelt es sich um eine leichte depressive Verstimmung von der etwa 75% aller Frauen nach der Entbindung betroffen sind. Die Geburt des eigenen Kindes verändert nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche. Es gilt nun, Erlebnisse und Eindrücke zu verarbeiten, oftmals fühlen sich Frauen mit der neuen Situation überfordert, wenn z.B. das Stillen nicht auf Anhieb klappt oder die Geburt traumatisch verlaufen ist. Auch eine Umstellung im Hormonhaushalt trägt zum seelischen Ungleichgewicht bei. Der Baby-Blues sollte nach wenigen Tagen vorübergehen. Es empfiehlt sich, mit Hebamme und anderen Vertrauenspersonen über die eigenen Gefühle zu sprechen sowie die Familie um Unterstützung im Haushalt zu bitten.
Wochenbettdepression (PPD)
Vom Baby-Blues unbedingt zu unterscheiden ist die Wochenbettdepression (post partale Depression). Sie tritt etwa 3-6 Monate nach der Geburt auf und dauert länger als zwei Wochen an. Eine Wochenbettdepression stellt eine ernsthafte psychische Erkrankung dar, die jedenfalls medizinisch/therapeutisch behandelt werden sollte. Neben körperlichen Symptomen wie Schlaflosigkeit, Herzrasen, Verdauungsbeschwerden, Migräne oder Schwindel leiden betroffene Frauen unter starker Anspannung, schwerer Müdigkeit, fehlender Motivation, Gefühlen der Überforderung und großen Ängsten. Man geht davon aus, dass etwa jede sechste Frau in Österreich von einer Wochenbettdepression betroffen ist.